Schwarz und weiß ist nicht nur die Hautfarbe!

Nun ist es so weit, wir fliegen wieder zu den Kindern nach Okahandja. Ich schreibe, wie schon bei unserem letzten Besuch, wieder für euch ein Tagebuch, weil du bzw. ihr alles Menschen seid, die das Elend der Kinder auf dieser Welt nicht unberührt lässt. Einige von euch haben in unterschiedlichster Form gespendet, andere für das Projekt geworben bzw. interessieren sich ganz einfach für den geplanten Neubau unseres Kindergartens. Als ich vor 1 Jahr diese Vision hatte, ein Kinderhaus für die Kinder aus den Townships zu bauen, ahnte ich noch nicht, wie viele Menschen mich dabei unterstützen werden. Ein besonderer Dank an meine Lions, ohne sie wäre all dies nicht realisierbar. Auch wenn aktuell andere Geschehnisse (Ukrainekrieg) in den Fokus gerückt sind, dürfen wir den Rest der Welt nicht ausblenden. Mit 8 x 23 kg Taschen, voll mit Kleidung, Schuhen, Spiel- und Schulzeug, fliegen wir rund 14 h inkl. Zwischenstopp nach Namibia. Die wichtigsten Ziele dieser Reise: den Bau der Suppenküche, Eröffnung eines Kontos, Kauf des Grundstückes. Dafür bleiben uns 10 Tage. Ich werde euch mit Fotos, Videos und Berichten an der Reise teilhaben lassen.

 

Vielen Dank an meine Leser für all eure Wünsche, euer Interesse und eure Ermutigungen. Es tut einfach gut, zu lesen und zu spüren, wie ihr mental dieses Vorhaben mit unterstützt. Das werden wir auch brauchen, weil wir sicher in diesem Land mit Rückschlägen klarkommen müssen und da ist es enorm wichtig in der Heimat Menschen zu haben, die sagen: "Macht weiter!"

Mittwoch, den 30. März 2022 - Wir sind heute Nachmittag in dieser modernen Hauptstadt Windhoek angekommen. Sind mit all unseren Riesentaschen gut durch den Zoll gekommen und haben unser Mietauto entgegennehmen wollen ... ein relativ neuer Hyundai-Bus. Und ach je, da war es gleich da unser erstes Problem! So schnell hatte ich es doch nicht erwartet. Grins ... Wir brauchten einen Bus ohne 3. Sitzbank... dieser Bus hatte allerdings eine 3. Sitzbank ... kein Problem dachten wir und baten die Autovermietung um Ausbau der 3. Bank. Das hatten wir beim letzten Mal auch so gemacht. "That's not......" What? Die Bank war fest verschraubt. Ok, da war es also unser 1. PROBLEM! Uns war klar, all unser Mitgebrachtes würden wir auf gar keinen Fall in dieses Auto bekommen! Zumal wir ja am anderen Tag noch Tische und Stühle hier in der Hauptstadt kaufen und mitnehmen wollen. Ich erklärte dem Autovermieter, dass wir für ein soziales Projekt hier nach Namibia gereist sind und in den Norden in das 100 km entfernte Okahandja müssen. Ok. Er versprach, sich um eine Alternative zu bemühen. Aber er konnte uns nichts versprechen, ging fort und ließ uns stehen. Wir warteten, warteten und warteten ... nutzten die Zeit um ins Airport-Portal zu gehen und das kostenlose WLAN für ein paar erste Lebenszeichen in die Heimat zu senden. Und warteten weiter. Dann endlich kam der "schwarze" Mann mit einem VW Bus um die Ecke gefahren, einen etwas in die Jahre gekommenen Bus, juchhu ... ohne 3. Sitzbank. Die Frontscheibe eingeklebt und etliche Blessuren, aber egal, ein Bus ohne 3. Sitzbank!

 

Wir verstauten schnell das Gepäck, denn wir hatten schon unsere erste Verabredung. Hella und Hans-Gert zwei Namibier, mit deutschen Wurzeln vom Lionsclub "Alte Feste" hier in Windhoek. Sie haben uns bei unserem letzten Besuch bei der Grundstückssuche geholfen und wollten natürlich nun wissen, wie so der Stand unseres Projektes ist. Die beiden wohnen augenscheinlich in einem "wohlhabenden" Viertel dieser Stadt, diesem Viertel mit viel Stacheldrahtzaun auf großen Betonmauern und unzähligen Überwachungskameras. Hella und Hans-Gert haben ihre über 2 m hohen Betonmauern auf der Innenseite des Grundstückes grün angemalt, damit man sich nicht ganz so wie in einem Gefängnis vorkommt. Denn hier sind die Grundstücke nicht allzu groß ... man hat hier einen großen Vorgarten und Hof für die Fahrzeuge, hinterm Haus eine Terrasse und einen Pool und das war es dann auch schon.

Die beiden fahren mit uns zu dem Clubhaus des Lionsclub. Ja, hier hat der Lionsclub ein eigenes Gebäude. Wir in Suhl haben noch nicht mal einen eigenen Raum und wandern für unsere Treffen von Gaststätte zu Gaststätte. Dieser Club hier hat eine Bar, einen großen Clubraum mit hunderten Lionsclubwimpeln aus aller Welt an den Wänden, einen Innenhof-Biergarten, einen Snooker Raum und vieles mehr. Der Club gründete sich 1970 und der Charme der 70er ist auch hier in dem Haus in vielen Teilen noch spürbar. Hier treffen sich nicht nur Lions, sondern Menschen aus anderen "weißen" Vereinen und Businessleute zum Feierabend auf ein Bierchen. Ich sage bewusst, "weiße", denn hier spricht man offen über die "Weißen" und die "Schwarzen". In dem Gespräch mit Hella und Hans-Gert wird uns diese Trennung zwischen schwarz und weiß wieder bewusst. Hier ist der Rassismus stärker spürbar als bei uns zu Hause. Sie sind an diesem Tag besonders frustriert, denn die "Schw...." haben das Tor des Clubzaunes zerstört. Sie haben hier schon viele schlechte Erfahrungen mit den "Schw...." machen müssen und demotivieren uns fast ein bisschen. Nach 1h verabschieden wir uns, kaufen im Supermarkt noch ein bisschen Wasser und Bier und fahren in unsere Unterkunft. Wir schlafen im Urbancamp, eine Art Hostel mit Zelten, die aber richtige Betten haben, eine wirklich preiswerte und zugleich coole Übernachtungsmöglichkeit. Hier gibt es ein Restaurant, mit Pool, abends cooler Musik, ein Treff junger Leute aller Hautfarben!!! Und das Essen ist auch voll lecker. Wir essen Elandschnitzel und Elandsteak. Abends besucht uns Ulli, einige kennen sie schon aus meinen anderen Berichten. Die Schweinfurterin, die vor 12 Jahren auswanderte und heute ein Kinderheim in Windhoek mithilfe von Spenden aus Deutschland betreibt. Von ihr können wir viel erfahren, im Umgang mit den "Einheimischen". Sie hat hier schon sehr viel Lehrgeld zahlen müssen, deshalb sind wir dankbar für jede Info. Ich komme an dem Abend zu einer wichtigen Erkenntnis. 

 

Foto - meine Freundin Toini und ich - Schwarz und Weiß sind nicht nur unsere Hautfarben, schwarz und weiß sind auch unsere Lebensweisen und -philosophien. Ich hoffe, wir können voneinander lernen und uns gegenseitig inspirieren. Eine motivierende Herausforderung!

Ulli sagt selbst "Sie würde das mit dem Kinderheim immer wieder machen!" Es hat ihr Leben am Ende sehr bereichert.  Mit diesen Gedanken lege ich mich schlafen.