25. November 2021

Heute (Donnerstag, den 25.11.2021) waren wir zum Mittag mit Freunden des Lionsclubes aus Windhoek verabredet. Sie haben eine Art Makler ausfindig gemacht, der uns bei der Suche nach einem Grundstück behilflich sein soll. Der Mann, ein Einheimischer, bringt den ehemaligen Bürgermeister mit. Da gehen bei mir alle Alarmglocken an. Ich habe gelesen, dass dieser wegen krumme Geschäfte vor rund 4 Jahren abgesäbelt wurde. Korruption, Grundstückskriminalität etc. Auf die Frage eines unserer Lionsfreunde was er beruflich jetzt mache, sagte er, er sei im Business tätig. Alles klar!!! Höflicherweise lassen wir uns 3 Grundstücke zeigen und dann verabschieden wir uns schnell. Wir sind uns alle einig, dass wir mit der "Olsenbande von Okahandja" keine Geschäfte machen werden. Wir stehen mitten in den Townships, da überrennt uns ein ganz fieser Sandsturm...Man ist nicht schnell genug an den Autos...einmal Sandstrahlung und Peeling für die Haut! ...sehen wir es positiv. Schnell tauschen wir, nach Lions Tradition unsere Clubwimpel aus und dann geht's ab zum Supermarkt. 

 



Bestellte Torte (Danke an meine Freundin Angelika! Sie ist der Sponsor!!), Cola, Obst, Süßigkeiten und dann auf zum Kindergarten. Das neue Haus wurde im Inneren mit den Überresten meiner letzten Silvesterfeier geschmückt. Kinder und Eltern (sogar einige Väter!) haben sich feingemacht, der Pastor kommt in einem festlichen Anzug, auch unser Bauleiter Tomas sieht wie ein Model aus! Nur wir drei Weißen traben mit unserer verstrahlten Freizeitklufft an. Peinlich!! Alle nehmen in der neuen Hütte Platz, es dauert gefühlt eine Ewigkeit bis alle sitzen, für uns wurde ein Festpodium aufgebaut und dann geht es los, mit einer sehr emotionalen Rede des Pastors. Wir verstehen kein afrikans, aber wir verstehen Emotionen und beim gemeinsamen Gebet, fühle ich mich wie in einer Sekte..irgendwie voll in Trance. Danach gibt es eine Rede der Vertreterin des Schulkomitees (wir wundern uns wen Toini alles eingeladen hat!) und eine Rede der Elternvertreterin. Beide Reden haben wir mal abfotografiert, weil hier auch besonders dem Lionsclub und Gottfried Brenner gedankt wird. 



























Danach bin ich an der Reihe. Ich habe eine kurze Rede auf Englisch verfasst und danach eine Mutter gebeten, diese mir auf oshiwambo zu übersetzen. Mir war es wichtig, dass die Menschen spüren, dass man sich mit ihnen beschäftigt und nicht einfach Geldgeber ist! Ich mag oshiwambo und habe sicherlich für ein bisschen Gelächter gesorgt (siehe Video!).


Nach einem kurzen Programm der Kinder wurde endlich die Torte angeschnitten und die Cola verteilt. Die Musikbox legt los und die afrikanische Tanzeslust bricht aus, sogar bei unserer Cordulas. Kinder aus der Nachbarschaft stehen am Zaun, wagen sich auf das Grundstück, kommen immer näher ans Haus! Es ist genug Torte für alle da, so dass auch sie ein Stück abbekommen. Keiner, wirklich keiner kommt auf die Idee, nach einem 2. Stück zu fragen! Diese Bescheidenheit und Achtung untereinander gefällt mir immer wieder. 

 



 
Enrico öffnet die Autoklappe und ruck zuck stehen die Kinder, wie auf einer Bühne, im Laderaum und tanzen zur Musik.




Eine gelungene Feier!!! Plötzlich setzen sich alle wieder in die Hütte auf ihre Plätze! Was nun? Wir wollen uns gerade verabschieden und wegfahren, denn wir haben 19.00 Uhr noch einen Termin mit Silke und wollen uns nochmal frisch machen. Doch der Pastor hält erneut eine Rede, wieder wird gemeinsam laut und in unterschiedlichsten Sprachen gebetet. Und das ist dann auch das gemeinsame Ende! Sehr gut! Müde steigen wir in unseren Bus mit einem zufriedenen Gefühl im Bauch!

Wir sind total geschafft vom Tag, aber wir müssen die angebotene Hilfe dieser Frau Silke Bezuidenhout unbedingt nutzen und deshalb ist dieses Treffen sehr bedeutsam. Seit Tagen machen wir uns Gedanken wie wir das mit der Essensversorgung der Kleinen zukünftig hinbekommen könnten.

1. Problem: Woher können wir die Lebensmittel beziehen?
2. Problem: Wer kann die Lebensmittel hinaus zum Kindergarten bringen? Es gibt dort weder eine Anschrift, noch ein gut befahrbarer Weg für LKWS.
3. Problem: Die Lagerung der Lebensmittel! Wir brauchen verschließbare große Tresore, damit die Lebensmittel nicht geklaut werden.

Und deshalb ist Silke für uns die Lösung! Sie hat vielleicht auf der großen Farm Platz zum Lagern der Lebensmittel, sie hat eine belieferbare Anschrift und sie hat ein Auto, um den Kindergarten zu beliefern. Wir besprechen mit ihr unseren Plan und sie willigt ohne zu Zögern ein. Sie beliefert selbst einige Familien in den Townships und engagiert sich dort für die Tiere, organisiert mehrmals im Jahr einen kostenlosen Tierarzt!!! Diese Frau ist wirklich ein Volltreffer. Sie möchte mit uns am anderen Tag zum Kindergarten fahren und sich ein Bild von der Situation machen!

Silke hatte vor 16 Jahren mit 31 Jahren einen schweren Schlaganfall. Ihr Sohn war damals gerade mal 9 Monate alt! Sie hat sich damals ins Leben zurück gekämpft, sogar später noch ein zweites Kind bekommen und ist dankbar, diese Chance erhalten zu haben. Sie und ihre Familie leben bescheiden, aber reich an Tieren auf ihrer Farm.

Später in meinen Berichten werdet ihr noch viel von Silke lesen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welch wertvoller herzlicher Mensch sie ist und das uns einmal so eine tiefe Freundschaft bevor steht.