Die letzten Überlebenden! Bank erobert! Wo ist meine Wärmflasche?

Heute ist Samstag, der 18. Juni und nun habe ich endlich Zeit und Muse für die daheim Gebliebenen etwas aus dem einstigen Südwestafrika zu schreiben. Wir, das heißt Enrico und ich sind am Mittwochnachmittag in Windhoek gelandet. Aus Kostengründen sind wir wieder mit Ethiopian Airlines geflogen, ist zwar 4h länger, aber um ein Vielfaches günstiger. Bei unserem Zwischenaufenthalt in Addis Abeba sind uns, wie schon beim letzten Mal, die Asiaten erneut ins Auge gestochen. Manche, mit einer Art Taucherbrille, Handschuhe, Maske erscheinen sie in ihren weißen Anzügen wie Michelin-Männchen... Mir scheint, sie wollen wohl unbedingt die einzigen Überlebenden werden - grins!!!

 


Nach der Ankunft holen wir schnell unser Mietauto (ist schon mittlerweile Routine), denn wir haben schon unseren ersten Termin in der Hauptstadt Windhoek.



Da wir bei der Nedbank zwar ein Konto haben, aber weder bis heute die Nummer kennen, noch irgendeinen Zugang haben... Dies ist uns die Bank immer noch schuldig!!! ... versuchen wir unser Glück bei einer anderen Bank. Diese Bank, eine angolanische Bank, hat uns unsere namibische Anwältin empfohlen. Sie weiß, dass dort Ausländer ein Konto eröffnen können. Wir also voller Zuversicht zu unserem ersten Termin in Namibia.

Der Chef persönlich nimmt sich für uns Zeit. Nach 2 Minuten sind wir fertig und ich bin nicht nur müde von der 16-stündigen Anreise und dem fehlenden Schlaf, nein, ich bin auch total deprimiert, denn der Chef erklärt uns, dass diese Bank keine Konten für ausländische Firmen und Vereine eröffnet. Wieso hat uns unsere Anwältin Beate Loch etwas anderes erzählt? Ich hake nach. Und wir erhalten die Antwort. Ausländische Privatpersonen können jederzeit ein Konto eröffnen. Das ist kein Problem??????!!!! Ich denke einige Sekunden nach und entschließe mich spontan, ein Konto zu eröffnen! Besser als nix. Dann gebe ich das Konto treuhänderisch in die Hände meiner Schatzmeister bzw. des Fördervereins und wir sind das Transferkosten-Problem endlich los! Mein Lionsfreund Martin Jäger wird als Notar dafür sicher eine praktikable Lösung finden.

Ich fülle die notwendigen Antragsformulare aus, alles sehr übersichtlich und ausländerfreundlich. Nach 1h verlassen wir die Bank. Man will mir die nächsten Tage per Email die Onlinezugänge zukommen lassen, ich muss 100 Euro hinterlegen, als Startguthaben für mein Konto. Ich freue mich riesig.

 
Wir kaufen noch schnell ein bisschen Wasser und Bier für heute Abend und dann starten wir Richtung Okahandja rund 80 km gen Norden. Es ist bereits 17.00 Uhr, die mehrspurigen Straßen in der Hauptstadt sind heute sehr voll und das bedeutet für Enrico, als Fahrer höchste Konzentration! Er ist Linksverkehr, wir haben leider nur manuelle Schaltung im Auto - auf der linken Seite, sind über 24 h auf den Beinen, müssen uns auf das Navi und den Verkehr konzentrieren! Gegen halb sieben erreichen wir unsere Unterkunft im "Von Bach Dam Resort" .... Kitty, die Betreiberin, freut sich über unser Kommen und hat uns den kleinen Bungalow mit Blick auf den Stausee wieder liebevoll zurechtmachen lassen. In Namibia ist Winter! Seit Tagen lesen wir vom großen Kälteeinbruch hier im Land. Kitty empfängt uns im Pelzmantel und Stiefel! Mir wird angst. Tagsüber scheint zwar hier die Sonne und es sind teilweise 25 Grad, aber nachts kühlt es hier ab. Wie es hier abkühlt, bekomme ich einige Tage später zu spüren, dazu später. Wir bestellen bei ihr unser Abendbrot (zwei große Rindersteaks für umgerechnet 12 Euro!) und räumen schnell unsere Taschen und Koffer in den Bungalow. Dieser Bungalow ist eine Art kleine Finnhütte, aus Holz, mit einfach verglasten Panoramafenstern zum Stausee, über zwei Ebenen. Im Erdgeschoss ist ein kleines Wohn-Schlafzimmer (1 kleine Ledercouch mit Sessel und ein Bett), das Bad mit Dusche und im Dachgeschoss das Schlafzimmer mit einem Riesenbett und auch noch mal ein Waschbecken. Ich liebe es im Dachgeschoss zu schlafen, früh aufzuwachen und vom Bett aus direkt auf den See zu schauen. Während meiner letzten Aufenthalte habe ich die Zeit des Sonnenaufganges gerne mit einer Tasse Kaffee im Bett verbracht und die ersten 2h des Tages meine Reiseberichte geschrieben. Aber ob ich das diesmal auch schaffe? Meine Nase und Hände sind jetzt schon eiskalt und es gibt keine Heizung! Warum habe ich mir nicht eine Wärmflasche mit genommen?
 

Auf dem Weg zum Abendbrot bemerke ich die eingepackten Bäume. Das deutet auf kalte Nächte hin. Wir essen auf der Terrasse des Restaurants unser Steak, denn es ist egal, ob man drinnen oder draußen sitzt, es ist überall gleichermaßen kalt. Dann wieder zurück ins Zimmer und Bett. Nach so vielen Stunden ohne Schlaf giert man förmlich nach diesem Bett. Ich muss noch duschen, es tut gut, das warme Wasser auf der Haut zu spüren und sich durchzuwärmen. Doch noch während mir das warme Wasser wie eine Decke um den Körper läuft, denke ich an das Öffnen der Duschtür. Ich drehe noch mal auf richtig heiß, um meinen Körper zu überhitzen und die Zeit des Verlassens der Dusche zu überleben. Gute Nacht!