Lydia amüsiert sich über meine namibischen Gesangskünste!

Gestern war Sonntag und wir haben fast den ganzen Tag so richtig schön abgegammelt. Nur vormittags habe ich Toini und Meme Kauna in die "große" Kirche begleitet. Es war wie immer ein besonderes Erlebnis als Nichteinheimische den Gottesdienst begleiten zu können. Kurz vor 9.00 Uhr traf ich mich mit Toini und Meme Kauna vor der Kirche. Anders als im März als wir mitten in den Townships unter einem Sonnensegel den Gottesdienst besuchen durften, trafen sich hier "Wohlhabendere Menschen", jedenfalls rein äußerlich betrachtet. Alle sehr chic gekleidet, wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man geglaubt, Gast einer Hochzeit sein zu dürfen. Ich habe unsere Toini fast nicht erkannt. Zunächst versammelten sich alle auf dem Vorplatz und begrüßten sich herzlich. 





Dann erschien aus dem Nichts ein großer, kräftiger, weiß gekleideter Mann, begleitet von einer kleinen, älteren Ordensschwester. Reverend Shapaka Shakapolo - der Pastor! Es kehrte Ruhe ein, eine Dame, die auch später in der Kirche die Gesänge anstimmte, bat um Aufstellung. Wir stellten uns nebeneinander in zwei Reihen, alle klappten ihr Gesangsbuch auf, wir betraten singend gemeinsam die Kirche und setzten uns von hinten beginnend auf die Bänke. Deshalb die zwei Reihen. Die einen setzten sich links, die anderen rechts. 
 

Das Innere der Kirche war ganz schlicht, ein großes Holzkreuz über den Altar, ein paar Kerzen und Blumen. Als letztes betrat der Referend die Kirche, in der Hand einen großen grünen Ast. Dieser wurde als Deko vor den Altar gelegt. Das gemeinsame "Eintrittslied" begleitete den gesamten Gottesdienst und wurde immer und immer und immer wieder gesungen. "Hosianna" - wie mir später Toini erklärte ein Christmas-Song. Ich sag euch eins, ich habe gestern nicht nur den ganzen restlichen Tag sondern auch die halbe Nacht "Hosianna" im Kopf geträllert. Ein Kopfwurm!!!! 

 

Nachdem der Gesang beendet wurde und alle saßen, packte der Referend erst mal sein tablet aus ( ich habe bei uns noch keinen Pastor oder Pastorin mit einem tablet predigen sehen!!! Grins) und schreitete lächelnd von vorne nach hinten durch den mittleren Gang, schaute, wer alles so anwesend ist und meinte plötzlich: "Oooooh I see a white face!" Mir war klar, dass ich ja wohl das einzige weiße Gesicht hier in der Runde war. Er fragte mich, wo ich her komme. Aber mir steckte ein Kloß im Hals und Meme Kauna antwortete für mich: "Germany". Da antwortete er schmunzelnd, dass er 1998 in Deutschland war und sich freut, dass nach 24 Jahren nun auch einmal ein Deutscher ihn besucht. Alle lachten. Die folgenden 2 Stunden wurde viel gesungen und gepredigt. Einmal in Oshiwambo und Englisch! Zwischendurch schrieb Toini immer wieder etwas auf. Wie eine Schülerin im Unterricht. Ich wunderte mich! Was schreibt sie nur?



Später dann die Lösung. Bis Weihnachten werden farbige Tücher vor den Altar gelegt, jede Farbe hat eine Bedeutung, dies erklärte der Referend in seiner Predigt und Toini notierte die Farben der Tücher. Sie möchte im Kindergarten diese Farben verwenden. Weihnachten!? Ist für mich unter der Sonne Afrikas gerade ganz weit weg. Ich habe mich in den 2 Stunden versucht ein bisschen anzupassen und habe deshalb versucht, mitzusingen. Vor mir in der Reihe saßen Lydia (die Tochter von Toini) und ihre Freundin. Die beiden drehten sich immer wieder um und amüsierten sich über meine Gesangskünste.



Ich hatte Zeit die Menschen zu beobachten und mir ging wieder viel durch den Kopf. Wenn man weiß, woher die meisten kommen und wie sie leben. Zum Abschied des Gottesdienstes schreitete der Referend noch einmal zu mir in die vorletzte Reihe und bedankte sich für mein Kommen und meine Hilfe, da hatte ich wieder einen dicken Kloß im Hals und ich musste mit den Tränen kämpfen. Lydia feixte vor mir und Meme Kauna nahm meine Hand. Dann sangen wir noch einmal alle "Hosianna". Zuerst verließ der Referend die Kirche und wie bei einem geordneten Ameisenhaufen folgten ihn von der vorderen Reihe beginnend alle. An der Tür gab er jeden noch einmal die Faust! Ein echt cooler Typ dieser Pastor!Enrico holte uns mit dem Auto ab und wir fuhren Toini und die Kinder schnell heim. Auf dem Weg machte ich noch ein paar Fotos und Videos.