Weihnachtsfeier mit aufregendem Ausgang

Gestern Abend (7.12.2022) haben wir mit unseren Kinderhaus-Mitarbeitern eine kleine Weihnachtsfeier gemacht. Also für mich fühlt sich das hier bei 38 Grad nicht nach Weihnachten an, aber hier sind alle in fröhlicher Weihnachtsstimmung. In den Geschäften trägt man Kopfschmuck, die Straßenlaternen sind dekoriert und in den Läden wird man mit Weihnachtsmusik fröhlich gestimmt. Anders als in Deutschland gibt es hier in den Läden keine extra Weihnachtsstände oder -sachen. Keine Schokoweihnachtsmänner und all der mit Weihnachtsmotiven bedruckte Süßigkeitswahn. Nein, hier wird einfach mit Deko und Musik auf Weihnachten eingestimmt. Gefällt mir!

Wir haben gegen Abend unsere "Drei" von zu Hause abgeholt. Sie haben sich alle drei so chic gemacht, da kam ich mir mit meiner kurzen Hose und T-Shirt etwas beschämend vor.

 
 
Toini hat sich Makeup aufgelegt  😅 - wir machen uns braun, hier macht man sich hell



Wir fuhren zum naheliegenden Stausee und haben dort im Restaurant einen Tisch bestellt. Alle drei waren noch nie hier, obwohl dieser See direkt an die Stadt grenzt. Die ersten 10 Minuten fotografierten die drei wie wild umher, damit sie später den "Daheimgebliebenen" alles nochmal zeigen konnten.




 
Johanna ißt das Salatdressing wie Suppe. Wir haben scherzhaft gesagt, dass wir ihr das nächste Mal eine 2 Liter Flasche "Salatdressing" schenken 🧑‍🎄


 
... wir schmücken uns ein wenig, Weihnachtsmützen gab es leider nicht 😅😅

Wir erzählten uns über Weihnachten und wie es in Deutschland und Namibia gefeiert wird. Wie bei uns geht man hier am 24.12. abends in die Kirche und am 25.12. gibt es für die Kinder kleine Geschenke. Das Schönste, und das berichten alle 3, ist, dass man sich am 24.12. für die Kirche ganz chic anzieht und das viele gute Essen an den Feiertagen!!! Apropos Essen: Wie immer ißt Johanna nur die Hälfte ihres Fleisches, die andere Hälfte nimmt sie ihrem Mann mit.. Ich beobachte die Gespräche und das Lachen zwischen den Dreien und habe den Eindruck, die sind als Team richtig gut zusammen gewachsen. Das sehe und spüre ich auch in unserem Kinderhaus.

In Vorbereitung der Feier haben Enrico und ich in einem kleinen Kosmetikladen 3 Geschenkpakete mit wohl riechendem Duschbad, Deo, Bodycreme und Accessoires zusammenstellen lassen.



Dies überreichen wir nach dem Abendessen. Damit haben die Drei gar nicht gerechnet! Sie sind ganz aus dem Häuschen. Ich liebe diese Augenblicke in denen man so eine natürliche, herzliche Freude erleben darf. 



Nach dem Dessert bringen wir die Drei zurück. Es ist bereits dunkel und wir starten eine Fahrt durch die Townships bei Nacht! Vor Jahren hätte ich dies mit anderen, ganz ängstlichen Augen betrachtet. Aber mittlerweile hat sich mein Blickwinkel verändert. Hier in den Townships leben nicht nur arme Menschen, sondern auch Menschen, die tagsüber hier in der Stadt einen Job nachgehen. Ob Bankangestellte, Polizistin, Verkäuferin, Krankenschwester ... man will es kaum glauben, wenn sie einem tagsüber gegenüber stehen. Aber sie wohnen auch hier mittendrin. Scheinbar reicht der Lohn nicht aus, um sich mehr leisten zu können und es müssen zu viele Familienangehörige von dem einen Lohn mit versorgt werden.

Ich sehe die Blechhüttenstadt nachts, die einem Campingplatz ähnelt. Die Menschen sitzen in Gruppen am Feuer, überall andere Musik und einige Kinder hüpfen noch auf den Wegen umher. Ich weiß trotzdem um die Gefahren, so friedlich die nächtliche Stimmung auch wirkt! Es ist gut, dass unser Fahrzeug von außen nicht zu öffnen ist. Denn auch gestern springen uns ein paar Halbwüchsige vors Auto und hängen sich an unser Auto und betteln. Das sind Momente die mir bewusst machen, hier ist eine andere Welt. Man muss in solchen Momenten die Ruhe bewahren und ganz langsam weiter fahren. Das läßt sich im Nachgang leichter aufs Papier schreiben, als es sich in diesem Moment anfühlt. Nur nicht stehen bleiben! Und hoffen, dass sich nicht einer vors Auto legt ... zum Glück greifen ein paar Ältere ein und fordern die Jungendlichen auf, uns in Ruhe zu lassen ... ich war echt froh, als wir wieder sicher in unserem Quartier angekommen waren.