Angriff der Falter!

Am Dienstag (29.11.2022) sind wir nun gen Norden gefahren. Wir haben uns eine neue Campsite gesucht, ganz nah am Etosha Nationalpark. Wir hoffen dort Tiere beobachten zu können. 420 km auf gerader asphaltierter Straße, 120 km/h Limit - nach Googlemaps max. 4 Stunden - aber aus Erfahrung braucht man mindestens 6 Stunden. Wir brauchen mit Pause und Lebensmitteleinkauf knapp 7 Stunden. 1 Tag vom Urlaub futsch. Ich kann mich erinnern, vor rund 15 Jahren war die Straße noch unbefestigt, da brauchte man mindestens 9 Stunden. Es ist später Nachmittag und es sind 36 Grad, wir klappen schnell das Dachzelt auf. Unser Platz ist sehr groß, wir können die anderen Camper nur weit durchs Gebüsch hören. Wie bei den meisten Campsite's hat jeder Platz sein eigenes Häuschen mit WC, Dusche und Abwaschbecken. Alles ordentlich und sauber. Hier oben im Norden hat es geregnet. Das sehen wir an den Pfützen und spüren es an den Schuhen, wo der schwere nasse Sand haftet. Auf unserem Platz gibt es ein kleines Stück Wiese und wir bauen dort unser Moskitozelt auf, was sich später noch als Fehler herausstellen wird. Auf der Campsite gibt es ein kleines Restaurant, mit Pool und einem Wasserloch für die Tiere. Aber uns ist klar, wenn es geregnet hat, kommt kein Zebra, Kudu oder sonst was aus dem Gebüsch, da haben sich genug Pfützen im Reservat zum Trinken gebildet. So ist es auch. Wir bestellen uns ein dickes fettes Oryxsteak und bemerken, dass sich immer mehr grau melierte große Falter zu uns an den Tisch gesellen. Die sind neu, die habe ich vorher noch nie gesehen. Man hat den Eindruck das sie süchtig nach Wein und Bier sind, denn wenn man sie weg scheucht, werden sie richtig aggressiv und gehen einen an. Angreifen wäre vielleicht zu übertrieben, aber so ähnlich. Das nervt und wir beschließen uns unter unser sicheres Moskitonetz auf der Campsite zu setzen. Auf dem Rückweg bemerke ich auf 2 Liegen am Pool zwei große schwarze Säcke, sie wirken wie Leichensäcke und ich frage mich, wer oder was da wohl drinnen liegen wird. Wir brauchen keine 5 Minuten zu unserem neuen "Zuhause", holen uns aus dem Autokühlschrank Bier und Wein und setzen uns unter unser, aus Deutschland mitgebrachtes Moskitozelt. Ein ganz cooles Zelt, was ich im Internet gefunden habe, eine Art Klapp-Pavillon mit Dach, die Seitenwände aus Netzstoff und super schnell aufgebaut. Für ein paar Minuten genießen wir die Nachtruhe, lauschen den im Busch streitenden Perlhühnern, freuen uns Ruhe vor den aufdringlichen Faltern zu haben und machen uns ein kleines Licht an. Auf einmal und innerhalb weniger Minuten klickt es im Sekundentakt an unsere Decke und kleine Käfer, wie Kaffeebohnen aussehend, fallen auf uns, unseren Tisch, unsere Stühle. Was ist das???? Wo kommen diese "Kaffeebohnen" plötzlich her??? Wir brauchen ein paar Minuten bis uns klar wird - die Käfer springen aus der Wiese!! Mist! Erst die Falter, nun die Käfer! Wir trinken aus und flüchten uns aufs sichere Dachzelt. Das Schönste für mich am Camping in Afrika ist das Erwachen am Morgen. Man sieht vom Dach aus durch das Fenster den Sonnenaufgang - ein bezauberndes Licht- und Farbspiel und ja, Nahrung für die Seele, genießt die angenehme Kühle und hört den laut schreienden Vögel zu. Den ganzen Tag hört man nichts von den Vögeln, aber früh am Morgen meint man, sie müssten alles geben, was sie am Tag gespart haben. Und so genieße ich den Mittwochmorgen, koche mir einen Kaffee und lass die Seele baumeln. Heute haben wir noch keine Lust durch den Etosha-Nationalpark zu fahren, sondern faulenzen einfach den ganzen Tag. Hier gibt es kaum Internet, das akzeptieren wir irgendwann und machen das, was es ist, Urlaub. Im Laufe des Tages erhalten wir trotz schlechten Netzes ein paar Fotos von unserer Kinderhaus-Mitarbeiterin Johanna. Sie hat sehr schlechte Augen, ist auf einem Auge fast blind und wir hatten ihr für Dienstag einen Termin beim Optiker organisiert. Wir haben mit der Dame aus dem Optikergeschäft vereinbart, dass sie die Augen ausmisst, eine Brille fertigt und wir sie nach unserer Rückkehr aus dem Norden in der kommenden Woche bezahlen. Die Brille kostet mehr als einen Monatslohn. Für Johanna unbezahlbar, wenn man sieht wie sie wohnt. Aber Jörg und Conny Naumann, die im März mit uns hier Vorort waren und mit Johanna ein bisschen Freundschaft geschlossen haben, wollen den größten Teil der Kosten der Brille als Weihnachtsgeschenk übernehmen


 
Fahrt in den Norden


Fahrt zu unserer Campsite (Campingplatz)





 
 
Unser Platz
 




 
 
Angriff der Falter!!

 
Diese Bananen sehen nicht gut aus, schmecken aber oberlecker.





Ich habe natürlich den "Leichensack" geöffnet 😀😀😀 - die Leichen entpuppten sich als Handtücher!!




 
Nun hat unsere Johanna eine Brille!