Sturzregen mit Folgen? Ist unser Fundament hinüber? Und eine Spezialität: Gegrillte "Puffotter"!

Eine Woche ist wieder vorbei, in Deutschland schneit es bereits, hier sind es immer noch 35 Grad. Die Hitze macht unproduktiv, ich bin mit mir selbst manchmal unzufrieden, weil man schnell müde und träge wird. Ich begreife immer mehr, warum sich die Menschen hier viel langsamer bewegen und arbeiten. Die Woche war wieder voll mit Begegnungen, Erfahrungen und Erlebnissen: Hausbau, Bau der neuen Wasserstelle, nebenbei brannte die Müllhalde, setzten wir uns mit einer "Puffotter" auseinander und erlebten sturzartige Regenfälle! Aber alles nach einander. Zuerst zum allerwichtigsten, zum Bau.

Das Fundament war am Freitag letzte Woche fertig geworden. Wenn ihr euch das Foto genau anseht, haben wir uns nicht für einen Betonboden, sondern Pflasterboden entschieden. Dieser reißt nicht! Hier tragen die Kinder von außen täglich so viel Sand rein, dass dies in den townships die bessere Lösung ist.



Am Montag kommen wir auf die Baustelle und sehen, daß Fundament ist seitlich zusammengefallen. Panik! Wir können nicht weiter bauen. Das ganze Fundament muss neu aufgebaut werden!? Was ist passiert? Am Freitagabend hat es hier sturzartig geregnet. War das der Grund?



Am Nachmittag dann die Entwarnung. Alles Absicht. Der "zusammengefallene" Teil wird die Veranda und muss niedriger und leicht abschüssig sein, um genau mit derartigen Regenbrüchen zurecht zu kommen, denn ansonsten läuft der gesamte Regen in das Haus. Das hatte man am Samstag nachträglich noch geändert.

Und so ging es dann am Dienstag endlich los! Die Wände wurden hoch gezogen. Nach und nach konnte man im Laufe der Woche das Haus wachsen sehen. Heute am Sonntag stehen alle Wände und man spachtelt fleißig.


 
Und so sieht es heute am 28.11.2023 aus:
 
 
Am Montag wurde die Wasserzapfsäule neben unserem Grundstück errichtet, nachdem wir all die Vorarbeit der Verlegung der Wasserleitung geleistet hatten. Vor 2 Tagen floß das erste Wasser durch. Diese neue Wasserstelle ist nicht nur eine Riesenerleichterung für unser Kinderhaus, sondern auch für alle Menschen im Umkreis von 100 m.





Wir werden kommende Woche Dienstag um 10.00 Uhr eine Zeremonie und einen Gottesdienst veranstalten, um diese Wasserstelle zu eröffnen. Live dabei über Video wird die 6.Klasse der Lautenbergschule in Suhl sein. Bei unserem letzten Treffen mit den Schülern haben wir eine Liveschaltung versprochen. Und der Anlass passt ganz gut!

Dieses Tiktok Video hat mir Johanna geschickt, weil sie sich über die neue Wasserstelle so gefreut hat. Es ist aus dem Norden. Bringt die Freude der Menschen über jede neue Wassersäule wieder:

 
Heute gab es schon einen großen Andrang an der Wasserstelle:


 
Regen ist hier in Namibia ein großes Thema. Alle warten auf Regen, alle freuen und feiern hier den Regen. Es gibt Regionen, da hat es schon über 1 Jahr nicht geregnet. Und das bei dieser Hitze! In den letzten Tagen hatten wir einige Mal Regen. Hier gibt es keinen Dauerregen. Gefühlt 10 Minuten ist hier Starkregen und dann wieder Schluss. Dann bilden sich in Minuten auf den Straßen große Seen. Gestern überraschten uns solche "Seen" auf der Rücktour von einem Ausflug. Da stehst du plötzlich mit dem PKW da, links und rechts kein Durchkommen und kannst Dir überlegen, wieder 100 km zurück zu fahren und einen Umweg zu nehmen oder die Tiefe per Fuß zu erkunden. 🙈



Diese Woche waren wir zum Grillen oder wie man es hier nennt "Braai" bei Salome und ihrem Mann eingeladen. Jedes Land, jede Region hat seine kulinarischen Spezialitäten. Bei uns ist es die "Thüringer Bratwurst" und hier ißt man "Puffotter". Die beiden haben diese Spezialität extra für uns organisiert. Puffotter? Nun stellte ich mir einen geräucherten Aal vor oder so etwas Ähnliches. Aber weit gefehlt. Die "Puffotter" ist hier eine Art Bratwurst, dick gefüllt mit Innereien. Mit meinen schlechten Englischkenntnissen habe ich zum Glück nicht gleich verstanden, was sich in der Wurst befindet. Erst beim Aufschneiden und Herausquellen des Inneren wurde mir klar, was hier auf dem Teller liegt. Ein Gemisch auf glitschiger Kachelwurst mit Sülze! Diese Spezialität hat sich am darauffolgenden Tag wie eine Schlange einen sehr sehr langen, schmerzhaften und lauten Weg durch Enricos Bauch genommen. Wahrscheinlich deshalb der Name Puffotter (Grins)



Am Mittwoch sahen wir schon von Weitem auf dem Weg zum Kinderhaus eine riesige Rauchwolke hochsteigen. Uns war klar, dass das ein großer Brand sein muss. Und richtig. Die Müllhalde brannte (wieder mal). Aller Rauch ungefiltert in die Atmosphäre. Was wir in Deutschland (teilweise ohne Sinn und Verstand) für den Umweltschutz tun, fehlt hier ganz und gar. Letzte Woche haben wir mit Herrn Bethuel vom Nationalrat über dieses Thema gesprochen, während wir zusammen im Auto kauerten und auf das Ende eines heftigen Regenschauers warteten (also auch dafür ist Regen gut). Er sucht händeringend nach Hilfe und Geldern für eine Müllverbrennungsanlage auf internationale Ebene. Er weiß um die giftigen Stoffe und die Folgen für die Gesundheit der Menschen in den Townships! Er wünscht sich eine Recycling Fabrik. Aber weder das eine noch das andere ist profitabel und somit für ausländische Investoren uninteressant.