Verabschiedung der Kinder! Der erste Stein für unser neues Kinderhaus!

Seid vorgestern (9.11.2023) habe ich wieder den Boden Namibias betreten. Nun ist es endlich soweit. Nach über 2 Jahren des Planens, des Geldsammelns und Hoffens werden wir nun endlich mit dem Bau unseres Kinderhauses beginnen. In den nächsten 3 Wochen werde ich also wieder mit "ellenlangen" Texten vom Ort des Geschehens berichten. Hier noch mal zur Erinnerung der Weg der letzten 3 Jahre:

Also wie gesagt, am Donnerstag landeten wir frühs nach 10h Direktflug in Namibia. Dieses mal flogen wir mit Eurowings, weil es am preiswertesten war. Aber ich sage euch, es ist einfach erschreckend, was aus den deutschen Airlines geworden ist. Durch meine vielen Flüge ob mit Ethiopian Airlines oder Qatar Airways hat man nunmehr den Vergleich. Wenig lächelndes, teilweise entnervtes und sehr junges Personal! Das Essen hat Kantinenniveau! Zweimal kam der Getränkewagen in 10h vorbei! Von den anderen Beilagen der anderen Airlines wie Zahnbürstchen, Schlafmaske, Feuchttuch will ich erst gar nicht sprechen. Sicherlich Luxusprobleme, aber irgendwie spiegelt es unsere wirtschaftliche Situation in vielen Teilen unseres Landes wieder. Naja, das nur am Rande. Nach dem Üblichen wie Zoll ( diesmal wurde Rico raus gefischt, aber diesmal hatten wir sehr clever gepackt), Mietauto holen, sind wir erst mal in die Hauptstadt Windhoek gefahren. Dort haben wir uns beim einzigen Schulmöbellieferanten über die Kosten für stabile kleine Tische und Stühle informiert. Die Möbel kommen aus Südafrika und sind kein Schnäppchen. Aber über diese Investition wollen wir nachdenken, da die Plastestühle durch die Hitze sehr spröde werden und für die 5-6 jährigen zu klein sind. Gerade unsere "Großen", die sich auf die Schule vorbereiten müssen, brauchen eigentlich ordentliche Tische und Stühle. Und dank der Unterstützung des Verbandes der deutschen Unternehmerinnen VDU (Danke!) könnten wir uns das eventuell leisten. Von Windhoek ging es direkt mit rund 1h Fahrt in unser Kinderhaus. Das werden wir für die nächsten Wochen wegen des Baus schließen und Rico und ich wollten gerne noch als "Kinderhauseltern" unsere Kinder verabschieden. Ich sage euch, es ist jedes Mal und immer wieder eine Freude vorzufahren, man hat das Auto noch nicht ganz stehen, und zu erleben, wie die Kinder an den Zaun gerannt kommen, sich eine Traube von Zwergen an unsere Beinen hängen, beim Umarmen die Augen teilweise schließen und dann uns ein Strahlen senden. Unbeschreiblich! Das hat soviel Energie. Dafür lohnen sich all die Anstrengungen.

Die Kinder zeigen uns noch schnell ihre Arbeitshefte. Wie stolz und fleißig sie doch sind! Dann schicken wir sie nach Hause. 

 

Wir fahren zu unserer Unterkunft und versuchen ein bisschen zu schlafen. Abends gehen wir in ein kleines Einheimischen-Restaurant um die Ecke. Dort falle ich fast vom Glauben ab. Hier ist es aktuell sehr sehr heiß, 36 bis 39 Grad! Man hat hier im Garten an den Tischen mobile, auf Räder stehende Klimaautomaten (eigentlich für Innenräume) gestellt! Was für eine Energieverschwendung, nur um 4-5 qm Sitzgelegenheit im Freien abzukühlen! Oder möchte man damit die Stadt abkühlen? Grins! Mir viel dabei sofort die Durchsage des Flugkapitäns ein: "Wir haben rund 92.000 Liter getankt und werden davon rund 75.000 Liter benötigen! " (Da kam ich mir übrigends schon wie ein Umweltsünder vor) Und nun das hier! Auf dem Weg zum Kinderhaus stapeln sich auf den Müllhalden abertausende von Plastikflaschen! Und wir in Deutschland ruinieren unsere Bauwirtschaft mit "Energieeffiziente Bauauflagen". Ich will das Thema gar nicht weiter vertiefen.


Gestern war nicht nur mein Geburtstag, sondern auch der Geburts-Tag unseres neuen Hauses. Gestern durften Toini und ich, als Kinderhausgründer der ersten Stunde, den ersten Stein vom Hänger nehmen und den ersten Stein auf das Grundstück tragen. Das war für uns beide ein wirklich sehr emotionaler Moment. Schon als der Riesentrack sich den Weg durch die teilweise sehr engen Gassen der Townships suchte und dann endlich auf unserer breiten Sandstraße ankam, lief mir ein Schauer über den Rücken. Aber der erste Stein, das war schon etwas ganz besonderes!


 

Nun hoffen wir, dass alles einigermaßen problemlos verläuft. Meine Schwester hat mir ein kleines Glücksschwein aus Porzellan geschenkt. Das werde ich die nächsten Tage und Wochen immer in meiner Hosentasche tragen. Möge es mir/uns Glück bringen! 


 
Nun stand es da, das Riesenmonster mit den von hunderten von Menschen gekauften Steinen. 1.500 Steine zum Bau! Ehrlich gesagt, sind es mittlerweile doch ein paar Steine mehr geworden, denn wir haben das Haus ein wenig größer gebaut, um mehr Kinder unterzubringen. Dankenswerterweise finden wir immer noch Steinekäufer und das hat uns dazu veranlasst und motiviert. Um Kosten zu sparen, haben sich die Vatis und sogar eine Mutti unserer Kinder bereit erklärt, beim Abladen der Steine zu helfen. Sogar Nachbarn kamen zum Helfen.



Es war mittags, ich hatte noch nichts gegessen und es war so verdammt heiß! Eigentlich wäre ich am liebsten in die Unterkunft gefahren und hätte mich schlafen gelegt. Die Nacht hatte ich fast nicht geschlafen, weil es erst gegen Morgen auf gefühlt 25 Grad abkühlte. Aber wir hatten unsere Kinderhausmitarbeiter Toini, Johanna, Elifas und Salome zum Lunch und Arbeitsmeeting eingeladen. In den nächsten 2 Wochen besuchen unsere teacher andere Kindergärten/Vorschulen, um zu sehen, was wir noch besser machen können bzw. schon gut machen. Wenn das neue Haus steht, werden wir aus 2 Gruppen drei machen müssen, denn bereits jetzt sind aus einst 20 Kindern bereits 57 Kinder geworden. 

Am Abend hatten wir noch ein sehr lustiges Erlebnis. In der Nähe gibt es eine staatliche, sehr gepflegte Poolanlage "Gross Barmen". Wie ein Riesenschwimmbad unter Palmen, sehr dekadent. Meistens trifft man dort einheimische "Schwarze", denn die einheimischen "Weißen" haben ja ihren Pool am Haus. So auch gestern. Wir die einzigen Weißen unter den fröhlich, gestimmten und Wochenend genießenden Schwarzen. Als Rico mit Oberkörper frei am Pool saß, kamen die Schwarzen und bewunderten all die Tattoos. Er wurde wie ein Star verehrt und belagert. Man machte Videos und Fotos. Einer der Schwarzen bat um ein Foto mit uns beiden und sich, lachte und feixte: Das schicke ich meinen Freunden und schreibe drunter: "Bin in Deutschland im Urlaub!" Da musste ich herzhaft lachen. Und hier dachte ich wieder, wie einfach Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft Spaß haben können.

Und noch eine lustige Geschichte ganz am Rande. Ich frage mich all die Jahre, was das hier für eine Modeerscheinung ist und warum man die "Duschhauben" aus Stoff trägt. 🤪Seid gestern und einem kräftigen Sandsturm weiß ich es. Habe gestern gefühlt eine Handvoll Sand aus meinem Haar gebürstet.