Nashornalarm und eine verknickte Kloschüssel

Heute ist der 2.5.2023: Guten Morgen nach Deutschland! Wenn ihr glaubt hier scheint die Sonne, dann irrt ihr euch. Schon seit gestern hängen hier dicke Regenwolken, die sich aber nur tröpfenchenweise entleeren. Ich warte auf die große Bombe, wenn die hier platzt, steht schnell alles unter Wasser. Gestern war hier auch Feiertag. Elke und ich haben uns auf einen Feiertagsausflug begeben, um ein wenig Natur und Tiere zu erleben, hier nennt man es Safari. Wir hatten Glück und konnten doch so manche Tiere sehen und beobachten. Auf der Rücktour auf dem sandigen Naturpfad kam uns ein etwas außergewöhnliches Auto auf der Gegenfahrbahn entgegen. Ein grauer Kleinwagen so wie wir ihn fahren. Bei genauerem Hinsehen war es aber kein Auto, sondern ein Breitmaulnashorn. Auf die Entfernung fanden wir es beide noch entspannt. Aber es trappte auf seiner Fahrbahn weiter und weiter und kam uns immer näher. Auf gefühlt 100 m Distanz stoppte ich das Auto! Unser Auto schien mir nun kleiner als aus der vorherigen Distanz gedacht. Was machen? Ich weiß aus zahlreichen Youtube Videos, dass man am besten ganz ruhig stehen bleibt. Ich kenne aber auch Videos von aggressiven Nashornbullen, die mal schnell ein paar fette Beulen ins Auto gestoßen haben. Meine Schwester, auf der sicheren Außenseite sitzend (hier sitzt ja der Fahrer rechts!): "Fahr am besten zügig vorbei!" Ich: "Nein, man soll die Ruhe bewahren!" Das Nashorn kam näher, nun waren es vielleicht nur noch 20m! Meine Schwester: "Ich würde jetzt lieber fahren!" Ich: "Ich aber nicht!" Meine Schwester: "Fahr!" Ich: "Nein!" Ich hatte wirklich Herzklopfen, weil ich in so einer Situation auch noch nicht war. Das Nashorn trappte verträumt und ignorierend kurz vor unserem Auto Richtung Busch, als wollte es uns zeigen, wie unwichtig wir seien. Elke und ich atmeten erst mal durch und ich trat auf die Pedale, um weg zu kommen.


Am Nachmittag hatten wir uns mit unseren 3 Mitarbeitern aus unserem Kinderhaus verabredet. Wir wollten sie zum Essen in ein Restaurant einladen und eine Art "Teambesprechung" durchführen. Wir wollen wissen, was sie für Probleme und Verbesserungsvorschläge haben. 16.00 Uhr war Treffpunkt an der Shopping-Male. Wir warteten mit deutscher Pünktlichkeit. Kurz nach vier kam unser Koch Elifas! Aber wo sind Toini und Johanna? Elifas nahm sein Telefon zu Hilfe. Danach erklärte er uns, dass beide noch zu Hause wären. Zu Hause? Das war 15 Fahrminuten durch die Townships entfernt, also rund 50 Minuten Fußweg! Ich war sauer. Elifas (der 10 Jahre seinem Land gedient hat) kommentierte das mit: "No Disziplin!" Ok. Dann fahren wir ohne die beiden ins Restaurant. Pech gehabt, bekommen sie eben kein Essen! Auf der Fahrt ins Restaurant erklärt uns Elifas, dass die Pünktlichkeit in Namibia ein großes Problem sei. Wenn man sich um 4 verabredet, ist es normal erst 5 oder 6 zu kommen. Ich sage ihm, dass wenn man aber mit einem Deutschen verabredet ist, pünktlich kommen muss! Er lacht und sagt: " I know mem!" Im Restaurant bestellt sich Elifas das größte Steak von der Karte, denn er hat einen Riesenhunger!



Mit Hilfe des Transleters beginnen wir nun mit unserer Besprechung. Ich sage ihm, dass er in Ruhe überlegen soll, was wir im Kinderhaus verbessern könnten. Sehr professionell nimmt er ein Stück Papier und fängt zunächst an aufzuschreiben, ruft Toini und Johanna an, fragt, diskutiert mit ihnen, schreibt, ruft erneut an, dikutiert wieder. Das Ganze zieht sich sehr in die Länge. Da sie untereinander oshiwambo sprechen, verstehen wir natürlich nix. Der A4 Zettel wird immer voller und ich wundere mich. Sollte bei uns so viel im Argen liegen? Die Anspannung steigt. Zwischenzeitlich kommt unser Essen. Wir essen und Elifas telefoniert wieder. Er nimmt das ganze sehr ernst. Dann endlich nimmt er mein Handy und spricht in den Google Transleter. Es folgen 2 Stunden sehr anstrengende Kommunikation, da uns der Transleter teilweise, wegen undeutlicher Aussprache von Elifas, ein Wörter-Wirrwarr präsentiert, welches mühevoll neu zusammen gesetzt werden muss. Am Ende bin ich überrascht, wie sehr sich doch unsere 3 Mitarbeiter Gedanken gemacht haben. Alles lösbare Sachen für die nächsten Monate! 

Mich beschäftigt noch ein Thema zur Körperhygiene der Kinder! Ich frage mich all die Male, wenn ich unser Klo sehe, wie sich die Kinder abputzen? Da ist kein Klopapier! Da war noch nie Klopapier. Und Elifas erklärt uns, dass das viele Kinder nicht kennen, aber das sie es lernen sollten. Ich sage: Na kein Problem, wir kaufen Klopapier!, "yes mem, this is a good idea!" Aber...in unsere Kloschüssel können wir kein Papier machen!!! Ich frage Elifas warum? 

Im letzten Monat war vom Lionsclub eine größere Delegation im Kinderhaus und haben dort spontan ein neues Klobecken im Baumarkt gekauft. Allerdings ein Klobecken für Wasserklosetts und nicht für Trockenklos, also eine Kloschüssel mit Knick und da bleibt das Papier stecken!! Stimmt! Ok. Daran haben wir beim Kauf der Kloschüssel nicht gedacht. Wir haben kein Wasser. Und so müssen wir aktuell bis zum Bau des neuen Kinderhauses in der gewohnten Weise weiter machen.

 
 
... das war unser altes Klo.






... und das ist unser neues Klo.