Endlich wird das Spielzeug ausgepackt

Guten Morgen nach Deutschland, ich bin seit letzter Woche wieder in meinem geliebten Namibia.☀
Nachdem nun unser wundervolles Haus steht, geht es jetzt an die Feinarbeit. Gerechnet mit den Osterferien ist unser Kinderhaus jetzt 2 Monate in Betrieb, da lässt sich gut ein Resümee fassen, was ist gut und was muss verändert werden.
Wir landeten am Mittwoch, den 31.03.2024 gegen 6.30 Uhr und der Pilot brachte mich und alle anderen Fluggäste trotz Übermüdung erst mal mit der Durchsage zum Lachen: "Wir werden 20 Minuten früher landen, das soll uns die Deutsche Bahn erst mal nach machen!"
Im "Gepäck" dabei habe ich diesmal Swantje aus Mannheim. Sie ist eine freiwillige Helferin und unterstützt unser Kinderhaus mit ihren Händen. Was ich damit meine, versteht ihr später besser.
Beim Zoll hatte ich wieder das Glück heraus gezogen zu werden. Zum Glück hatte ich vorher einige, der geschenkten Handys (Danke noch mal an alle Spender!) in Swantje's Koffer gesteckt. So fand man von den 2 Handys in meinem Koffer beim Durchwühlen nur ein Handy und ich erklärte dies als mein "Ersatzhandy". All die anderen verbotenen Sachen hat die Dame zum Glück nicht gefunden, da sie sich so auf das neu eingepackte Samsung S8 fokussierte.
Der erste Tag ist ja immer Ankommtag und dient zum Einkaufen, Schlafen, Essen und Unterkunft für die nächsten Wochen herrichten.
Donnerstagfrüh hieß es 6.00 Uhr Aufstehen, denn wir wollten 7.30 Uhr am Kinderhaus sein. Die Fahrt gestaltete sich sehr schwierig, denn es hatte die ganze Nacht geregnet und die Wege waren überschwemmt oder mit großen Kratern unterspült. Es ist ein großartiger Moment, wenn zwischen all den grauen Blechhütten plötzlich unser leuchtender Prunkbau auftaucht. In Deutschland wäre dieses Gebäude nix besonderes, aber hier wirkt es für mich wie ein kleines Schlösschen im Niemandsland.
Der Platz ist schon gut gefüllt mit Kindern. Einige sitzen an den Tischen und essen ihr Brot, andere spielen auf dem Spielplatz. Toini kommt mir gleich entgegen gerannt und wir drücken uns wieder innig, wie jedes erste Mal, für einige Sekunden und genau wie vor 5 Jahren, als wir beide begannen, diese Geschichte vom Kinderhaus zu schaffen. Unsere Sonnenüberdachnung steht nun auch. Das brauchen wir hier.

 

Die ersten 2 Tage nutzen wir erst mal nur zum Gucken. Wir wollen uns einen ersten Überblick verschaffen, wie alles so funktioniert. Aber so ganz still sitzen, schaffe ich dann doch nicht. In der Ecke stehen immer noch die eingepackten Spielsachen, die letztes Jahr eine Spenderin persönlich vorbei gebracht hat. Warum stehen die da noch? Keiner kann mir das beantworten. Es gibt hier keinen Verantwortlichen unter den Mitarbeitern. Und das sieht und merkt man. Das ist mir beim letzten Mal schon aufgefallen und ich denke, wir brauchen hier Vorort eine Art "Chef". Salome kommt jetzt nur noch alle 2 Wochen vorbei und bringt Lebensmittel, da wir ja jetzt, dank Solar, einen Kühl- Gefrierschrank haben. Sonst kam sie zweimal in der Woche rum, um das Fleisch und Gemüse zu bringen. Und da klärten die Mitarbeiter alle Probleme mit ihr. Das fällt nun aus.
Also packe ich die Spielsachen erst mal aus und stelle sie den Kindern auf die Veranda: große Autos und große Legosteine. In einer anderen Kiste finde ich Plüschtiere und  Puppen. Die Gummimatrazen stehen auch in der Ecke und werden nicht benutzt. Warum nur? Schnell lege ich 3 Matratzen nebeneinander, schmeiße ein paar Plüschtiere drauf und warte ab, was passiert.

Auf der Veranda haben sich die Kinder mittlerweile auf die Legosteine gestürzt und fangen phantasievoll an zu bauen. Zum Beispiel eine Torte und dann schenken sie sich das immer wieder gegenseitig mit "Happy Birthday". 

 

Und die ersten Autos gehen ins Rennen:

Was passiert auf den Matratzen? Ich wusste es, die Mädels spielen liebevoll "Puppenmutti" und kuscheln sich an die Tiere. 

Toini freut sich und ich sage ihr, dass die kleinen Kinder mehr spielen sollten. Sie lässt die Kinder am liebsten am Tisch sitzen, weil sie so die kleinen "Wilden" besser unter Kontrolle hat. Aber man spürt den Drang der Kinder nach Bewegung. Also das sollten wir unbedingt ändern.
Salome kommt heute auch zum Kinderhaus und will uns begrüßen. Swantje hat blaue Haare, blaue Piercings und eine blaue Brille. Und da Salome den Namen "Swantje" nicht aussprechen kann, nennt sie diese kurzer Hand "blue bird".
Ja, unser blauer Vogel, wird in den kommenden Tagen unserem Haus ein wenig zusätzliche Farbe verleihen. Lasst euch überraschen. 

Salome und ich machen einen gemeinsamen Rundgang und besprechen notwendige Veränderungen. Dazu später mehr.
Monika und Elifas möchten mit den "Großen" gerne das Scheren schneiden üben und so kaufen wir kurzerhand 50 kleine Scheren in Okahandja.

Am Freitag gab es die erste Versuchsrunde. Seht es euch selbst auf dem Video an. 



Am Nachmittag besprechen wir mit allen Mitarbeitern notwendige Veränderungen und Probleme. Das größte Problem sind aktuell die Schulkinder aus den Gassen, die am Nachmittag ungefragt über den Zaun klettern und unseren Spielplatz zum Spielen nutzen. Das geht nicht, denn so geht alles zu schnell kaputt. Die Mitarbeiter empfehlen uns, den Zaun mit Stacheldraht zu ergänzen, weil alles andere nicht helfen wird. Es ist fühlt sich gruselig an, einen Kindergarten wie ein Gefängnis mit Stacheldraht zu versehen, aber uns bleibt nichts anderes übrig. Das schützt uns auch vor nächtlichen Einbrechern. Obwohl hier unsere Nachbeleuchtung schon abschreckend wirkt.