Unser Haus bekommt ein neues outfit, der Morgenstern blüht und die Bayern machen den Rock Shandy!
Die Woche ist um und ich dachte, heute ist Sonntag in Deutschland, da haben die Menschen mehr Zeit zum Lesen, also schreib schnell mal was. Sitze gerade im Bett mit Blick aufs Meer, denn wir haben gestern kurz entschlossen die 3,5h teilweise Schotterpiste Fahrt ans Meer auf uns genommen, um diesen Ausblick zu erhaschen. In Deutschland hätte man das alles in 2 Stunden geschafft, aber 120km Sandstraße mit 60 km/h kosten Zeit. Aber man wird mit einer atemberaubenden Landschaft entschädigt. Wir erlebten auf den letzten 10 km kurz vor der Küste einen Temperatursturz von brennenden 37 Grad auf neblige graue 19 Grad. Aber meinen Mitreisenden machte das nichts aus, sie hüpften wie kleine Kinder am Ufer des Atlantiks rum und freuten sich übers Meer und die Wellen. Seid Freitag wurde unser Zweier-Team verstärkt durch meine Schwester und meine Freundin Angelika, die extra aus Deutschland angereist sind, um ab Montag zu helfen. Letzte Woche haben wir sehr viel geschafft. Swantje ist mit der Fassaden- Malerei fertig geworden,
das Spielzimmer ist endlich fertig und ich konnte viele organisatorische Probleme klären.
Fast 70 Kinder sind eine wirklich große Herausforderung, dass sag ich euch! Die kleinen "Wilden" haben einen wahnsinnigen Drang nach Bewegung und ich bin froh und dankbar, dass wir den Kids so viel Spielgeräte bauen konnten.
Die Hauptattraktion in unserem Kinderhaus sind die Tramboline. Es ist ein unbeschreiblich erwärmendes Gefühl die Kinder darin rumspringen zu sehen. Einziger Wermutstropfen sind die Kinder auf der anderen Seite unseres Zauns, die vorm Maschendraht knieend sitzen und zuschauen müssen.
Aber ich lerne immer mehr, dies zu akzeptieren.
Da alle Kinder nur ohne Schuhe auf das Tramboline dürfen und hinterher vergessen, diese wieder an zu ziehen, haben wir jeden Tag "Schuhsalat" vor und unter dem Tramboline. Manche vergessen die Schuhe ganz und gar und gehen strümpfig oder schuhlos heim und manche nur mit einem Schuh und auf der anderen Seite nur mit einem Strumpf. Jeden Tag puzzeln wir aufs Neue, welche Schuhe gehören zusammen und zu wem.
Diese Woche stand unter dem Thema "Meine Familie und Traditionen". Am Freitag gab es hierzu eine kleine "Vorführung" und das Lied "Bruder Jacob" wurde umgedichtet zu einem Familiensong. Die Kinder lernten spielerisch alle Namen der Familienmitglieder auf englisch. Mir wird immer mehr klar, wie wichtig das Erlernen dieser Sprache für die Kinder ist, denn Oshiwambo, Herero und Damara sprechen total unterschiedliche Sprachen. Für die Oshiwambo, so lernten wir diese Woche, gibt es z.B. kein "r". Und so wird aus einem right eben mal schnell ein gesprochenes light.
Ich habe aus Deutschland selbst gebastelte Tambourin's mitgebracht. Die hatten die Schüler der Lautenbergschule für unsere Kinder gebastelt. Eine großartige Idee! Denn die Kinder hatten schon in dieser Woche sehr viel Freude damit. Danke nochmal nach Suhl!
Wir haben neue, ungewollte Mitbewohner in unserem Kinderhaus.
Am "Gelb" der Fassade und ich vermute auch durch den Regen der vergangenen Wochen sammeln sich Stab- Heuschrecken, Mammutkäfer und recht große Spinnen ums Haus. Die Kinder guckten ein wenig ungläubig, dass wir diesen Insekten so eine Aufmerksamkeit schenkten und sogar einen Zollstock anlegten. Grins
Letzte Woche habe ich neben täglichen Neuerfahrungen im Kinderhaus auch einige Neuerfahrungen außerhalb gemacht. Namibia ist in einigen Teilen im Moment übersät mit gelben kleinen Blumen, dem "Morgenstern". Wie bei uns die Rapsfelder so hangeln sich an und vor den Berghängen diese Blumen. Warum diese Blume "Morgenstern" heißt, entdeckt man um 7.00 Uhr in der Frühe, denn die Blüten sind verschlossen und ähneln einem Stern.
Zweite Erfahrung: In Namibia trinkt man "Rock Shandy", ein alkoholfreies Getränk aus Soda, Bitterlemon und irgend welchen 4-5 "Zaubertröpfchen" obendrauf, die leicht bitter und nach Ingwer schmecken. Aber was sind das für Tröpfchen? Ich bin der Sache auf den Grund gegangen. Und ihr werdet es nicht glauben, aber die Tropfen kommen aus Deutschland, aus Erding. Die Kellnerin im Restaurant war erstaunt, dass wir das nicht kennen und noch mehr, dass wir "Rock Shandy" in Deutschland nicht trinken. Und danach habe ich mich das ehrlich gesagt auch gefragt. Nun hab ich mir so eine Flasche aus Deutschland in Namibia gekauft, um unter meinen Freunden mal mit der Einführung von Rock Shandy zu beginnen. Mir schmeckt's! Und in diesem Sinne Prost und euch einen schönen Sonntag.`